Messung von Wasserstoff und wasserstoffangereicherten Erdgas mit Ultraschall-Durchflussmessgeräten
Erneuerbare Energien verändern die Art und Weise, wie wir unsere Welt mit Energie versorgen. Erdgas bleibt eine Brückentechnologie, aber Wasserstoff und seine Speicherung werden für eine stabile, bezahlbare und CO2-neutrale Energiezukunft unverzichtbar.
ArticleÖl und Gas / Marine10.09.2025
In Kürze
Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch: Wind-, Wasser- und Sonnenenergie stehen im Mittelpunkt der Energiewende. Sie verringern die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und treiben die Dekarbonisierung voran. Damit sind sie der Grundstein für ein nachhaltiges Energiesystem, das den wachsenden Bedarf decken und gleichzeitig das Klima schützen kann.
Erdgas als Brückentechnologie: Trotz des raschen Ausbaus erneuerbarer Energien wird Erdgas auch in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle bei der Sicherung einer zuverlässigen und bezahlbaren Energieversorgung spielen. Es dient als Brückentechnologie, die für Stabilität sorgt, während sauberere Alternativen ausgebaut werden und sich weiter verbreiten.
Wasserstoff & Speicherung: Um die Wetterabhängigkeit erneuerbarer Energien und saisonale Verbrauchsschwankungen auszugleichen, sind neue Lösungen erforderlich. Wasserstoff entwickelt sich zu einer vielseitigen Energiequelle, während fortschrittliche Speichertechnologien unerlässlich sind, um überschüssige Energie zu speichern und Stabilität zu gewährleisten – und damit das Ziel einer CO2-neutralen Versorgung näher zu bringen.
InhaltInhalt
Wasserstoff im Gasnetz
Die Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und seine Einspeisung in bestehende Gasnetze spielen auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Energieversorgung eine wichtige Rolle. Wasserstoff kann an Orten mit hoher Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien erzeugt werden. Darüber hinaus kann er gespeichert und als zusätzlicher Energieträger über die bestehenden Gasnetze zum Verbraucher transportiert werden. Im bestehenden Erdgasverteilernetz kann Wasserstoff mit einem Anteil von bis zu 30 Vol% gespeichert und transportiert werden.
Die Netze für reinen Wasserstoff werden zunächst regional ausgebaut. Diese werden dann schrittweise zusammenwachsen, um schließlich größere Netze bilden zu können. Schätzungen für ein europaweites Wasserstofftransportnetz gehen von 40.000 km aus, die bis 2040 geschaffen werden können.
Auswirkungen auf die Gasdurchflussmessung
Aktuell gewinnt also eine zuverlässige und stabile Durchflussmessung von Erdgas mit beigemischtem Wasserstoff zunehmend an Bedeutung. Die Veränderung der Gaszusammensetzung stellt neue messtechnische Herausforderungen an die verschiedenen Zählertechnologien. Denn der zugesetzte Wasserstoff beeinflusst die Eigenschaften des Erdgases: Dichte, Viskosität, Explosivität, Strömungs- und Schallgeschwindigkeiten ändern sich. Das stellt Leitungen, Kompressoren, Dichtungen, Ventile, Messtechnik usw. vor völlig neue Herausforderungen, z. B., was die Gefahr von Lecks und Explosionen oder die Ermittlung des Brennwerts betrifft. Vor diesem Hintergrund stellen sich Gasnetzwerkbetreiber und Gasversorger die Frage, wie sich das auf die Leistung ihrer Gasdurchflusszähler auswirkt.
Die Ultraschall-Durchflussmessung hat in den letzten zwei Jahrzehnten sowohl in der Erdgas- als auch in der Prozessgasindustrie einen neuen Standard in Bezug auf Zuverlässigkeit, Haltbarkeit und Messgenauigkeit gesetzt. Durch die Beimischung von Wasserstoff zu Erdgas wird die Schallgeschwindigkeit (SOS) des Gasgemischs bereits deutlich erhöht. Bei 100 Vol.-% Wasserstoff ist sie etwa dreimal so hoch wie bei Erdgas. Die Diagramme in Abbildung 1 zeigen die SOS für Erdgas, ein Wasserstoffgemisch von 30 Vol% und reinen Wasserstoff.
Abbildung 1: Schallgeschwindigkeit für ein typisches Erdgas (Methangehalt von 90 Vol.-%) und Wasserstoffbeimischungen bis zu 100
Daraus ergeben sich mehrere Anforderungen an die Konstruktion von USM. Sowohl der erdgasäquivalente Messbereich als auch die geforderte Messunsicherheit müssen sichergestellt werden. Dies umfasst die Verringerung der Streuung von Messwerten, die Reduzierung von Querempfindlichkeiten gegenüber Druck-, Temperatur- und Medienschwankungen sowie die Reduzierung von strömungsmechanischen Einflüssen.
Bei Erdgas mit Wasserstoffbeimischungen von bis zu 30 Vol% kann dieser Einfluss noch kompensiert werden.
Abbildung 2: Anwendungsbeispiel eines FLOWSIC-Geräts
Ultraschall-Durchflussmessung: Bereit auch für zukünftige Anforderungen
Für die zukünftige, eichfähige Messung von Wasserstoffbeimischungen und reinem Wasserstoff sind die gleichen Spezifikationen und Anforderungen - vor allem in Bezug auf die Messgenauigkeit - zu erwarten wie für die Messung in Erdgas. Entsprechend müssen die Ultraschall-Gaszähler (USM) an die neue Messaufgabe angepasst werden.
Andererseits werden sich spezielle Wasserstofftransportleitungen nicht wesentlich von Erdgasleitungen unterscheiden. Die Anforderungen entsprechen in etwa denen der heutigen Erdgaszähler. Für eine energieäquivalente Transportleistung sind entweder größere Nennweiten oder höhere Durchflussmengen in Transportsystemen erforderlich. Speziell für Wasserstoff ausgelegte USM müssen daher höhere maximale Gasgeschwindigkeiten zulassen.
Da alle Anforderungen sehr gut erfüllt werden können, sind USM ideal für die eichrechtliche Durchflussmessung in zukünftigen Transport- und Verteilungsnetzen, egal ob für Wasserstoffbeimischungen oder reinen Wasserstoff.
Die Vorteile der Durchflussmessung mit USM sind:
Großer Nennweitenbereich (DN50 bis DN1400)
Hohe Messspanne von ≥ 1:100
Verblockungsfrei, kein Druckverlust
Keine mechanisch bewegten Teile, keine Pulsation
Höhere Durchflussraten bei Wasserstoff
Übertragbarkeit der Kalibrierung auf andere Medien
Neben der Klassifizierung nach dem Wasserstoffgehalt lassen sich die USM auch nach ihrer Verwendung in Prozessgasanwendungen, in Transportnetzen und in Verteilungsnetzen unterscheiden:
Gas Quality Indicator (GQI): Bestimmung des Wasserstoffgehalts
Neben den primären Messwerten und der geforderten hohen Genauigkeit bieten Ultraschall-Gaszähler (USM) weitere Vorteile: Die Implementierung eines "Gasqualitätsindikators" (GQI) in die USM bietet die Möglichkeit, Änderungen der Gaszusammensetzung über den Wert der Schallgeschwindigkeit (SOS) zu erfassen. Bereits kleine Änderungen des Wasserstoffgehalts können aufgrund der extrem hohen SOS von Wasserstoff sehr genau erkannt werden. Wenn die Referenzgaszusammensetzung bzw. deren SOS (ohne Wasserstoff) bekannt ist, kann zudem der Wasserstoffgehalt sehr genau bestimmt werden. Das Gerät vergleicht den gemessenen SOS-Wert mit dem Referenz-SOS-Wert. Unter der Annahme, dass dies ausschließlich auf eine Beimischung von Wasserstoff zurückzuführen ist, kann der Wasserstoffgehalt direkt bestimmt werden. Die Annäherung erfolgt über eine empirische Formel, die in der Firmware des USM implementiert ist.
Fazit
Ultraschall-Gaszähler werden seit mehr als 20 Jahren erfolgreich zur Messung der Gasmenge in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt. Dazu gehören auch Anwendungen für Gase mit unterschiedlichen Wasserstoffgehalten. Die in diesen Applikationen eingesetzten Geräte sowie weitere aus der FLOWSIC-Familie sind bereits für die fiskalische Messung von Erdgasen mit einem Wasserstoffgehalt von bis zu 30 Vol% angepasst und zugelassen. Betreiber von Gasnetzen können den Trend mitgehen, regenerativ erzeugten Wasserstoff in bestehende Gasnetze einzuspeisen, zu transportieren und zu speichern ‒ ohne zusätzliche Investition in neue Gasdurchflusszähler.
Die Diagnosemöglichkeiten der USM ermöglichen neben der Mengenmessung auch eine qualitative Bestimmung des Gases. Damit steht nicht nur eine ergänzende Analysemethode für Wasserstoff zur Verfügung. Aufwendige Analysetechniken zur Wasserstoffbestimmung wie die extraktive Gaschromatographie können in einigen Anwendungen ersetzt werden.
Für bereits installierte Geräte wird eine Überprüfung des Gerätezustands empfohlen, um zu evaluieren, welche Auswirkungen die Einspeisung von bis zu 30% Wasserstoff hat. Der Einfluss von Alterung, Einbaubedingungen oder Druckregler sollte dabei ebenfalls überprüft werden. Der Service von Endress+Hauser bietet hier entsprechende Unterstützung bei der Bewertung an.
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